Wenn es um unsere Kinder geht, werden wir emotional. Wir sollen sie erziehen, aber nicht zu streng sein, aber auch nicht verhätscheln. Wenn dann doch etwas nicht genau so läuft, wie es hätte laufen sollte, sind wir Schuld daran.
Wir müssen als Erwachsene dafür gerade stehen, was unsere Kinder ausfressen – ganz sicher im juristischen Sinn. Wir sind dann die Schuldigen.
Ich möchte hier ein wenig tiefer in das Thema Schuld blicken. Auch wenn ich selbst keine Kinder habe – auch ich könnte schuldig sein, ein Kind einmal nicht optimal behandelt zu haben. Deshalb spreche ich hier von uns.
Schon als kleine Kinder lernten wir, was Schuld bedeutet, und wir wurden auch manchmal bestraft. Auf diese Tatsachen möchte ich hier gar nicht gross eingehen. Fakt ist, dass es gewisse Normen gibt, an die man sich halten muss, um von einer Gesellschaft nicht ausgeschlossen zu werden.
Deswegen müssen auch schon kleine Kinder lernen, dass man andere Leute nicht schlagen oder beleidigen soll. Wenn es dann doch einmal passiert, muss man sich ent-schuldigen. Schuld ist also ein Gefühl, das uns zeigt, wenn wir etwas Falsches oder Schädliches getan haben.
Es ist ein Konstrukt, dass wir benötigen, um auf dem richtigen Weg zu bleiben. Wohl auch deshalb ist in vielen religiösen Zusammenhängen von Schuld die Rede. Unsere Handlungen haben Folgen, und deswegen müssen wir uns verantworten. Handlungen haben eine direkte Auswirkung.
Karma ist ein ähnliches Konzept. Jede Entscheidung, jede Handlung und alles was wir erleben, hat eine Energie, die ich quasi auf meinem Lebenskonto habe. (Ich lasse hier einmal eine mögliche Wiedergeburt weg, um es einfach zu halten.) Diese Energie kann auf irgendeine Weise wieder auf mich zurück fallen. Wir kennen bei uns das dazu passende Sprichwort:
Wir ernten, was wir säen. Das gute an dieser Ansicht ist, dass wir auch mit guten Taten eine Wirkung haben, die auf uns zurückfällt.
Es ist also wichtig, dass wir Menschen eine Art innerer Kompass haben, damit wir erst nachdenken, bevor wir handeln. So können wir verhindern, dass unsere Taten anderen Leuten Schaden zufügen. Doch wie sieht das in einer Familie aus?
Hier ist die Last von Schuld und Karma noch viel stärker vorhanden. Einige spüren das mehr, andere weniger.
In einer Eltern-Kind-Beziehung gibt es viele Faktoren, die zu tiefen Schuldgefühlen führen könnten. Ein neugeborenes Kind ist von der Mutter vollständig abhängig, und die Mutter für das Kind verantwortlich. So einfach das klingt, so schwierig ist das im Alltag. Es gibt so viele kleine Entscheidungen zu fällen, welche sich irgendwann in die eine oder andere Richtung auswirken könnten. Da verliert man als Elternteil vielleicht schnell den Überblick – vor allem wenn Übermüdung, Überarbeitung oder Beziehungsprobleme unter den Eltern dazu kommen.
Falls man als Elternteil anfällig ist, sich selbst die Schuld in die Schuhe zu schieben, ist man schnell in der Schuldspirale drin.
Hat man die Schuld einmal im Schuh, kriegt man sie fast nicht mehr heraus. 🙂 – Spass beiseite.
Leider ist es vielfach so, dass man aus solchen Schuld-Vorwürfen schlecht herausfindet. Dabei spielt es nicht einmal eine Rolle, ob man von jemandem beschuldigt wird, oder man sich selbst die Vorwürfe macht.
Dies kann Kinder oder Erwachsene betreffen – meistens trifft es aber die Erwachsenen. Deswegen möchte ich hier ein grosses Stoppschild aufstellen! Auch Kinder sind einmal die Schuldigen. Sie sind keine unbefleckten, reinen Wesen, wenn sie auf die Welt kommen, sondern haben ihre Prägungen und ihren Charakter, der mit der Zeit immer stärker zur Geltung kommt. Deswegen ist mir wichtig, dass auch Eltern einmal aus der ganzen Beschuldigungs-Spirale genommen werden dürfen. Nicht alles geht auf deine Kappe.
Das grosse Aber. Ich möchte gern vom Thema Schuld, das mit Reue, Unterwürfigkeit und Wiedergutmachung gespickt ist, auf das Thema Verantwortung kommen.
Wie wäre es, wenn wir ohne grosse Schuldgefühle einfach unsere Verantwortung wahrnehmen? Eltern haben Verantwortung, und nicht wenig. Verantwortung übernehmen heisst, sich etwas anzunehmen im Moment, und das ohne subjektive Gefühle von Schuld.
Verantwortung tragen heisst auch nicht, Erwartungen von anderen zu erfüllen. Verantwortung entsteht aufgrund von Pflichten, die man selbst eingegangen ist. Mit der Verantwortung richtet man sich mehr auf die Gegenwart und Zukunft aus, im Gegensatz von Schuld, die man aus der Vergangenheit mitschleppt.
Wenn du dich als Mutter oder Vater das nächste Mal fragst, ob du richtig gehandelt hast – entscheide dich für Verantwortung und nicht für Schuld.
Im Wort Verantwortung steckt übrigens noch das Wort Antwort. Wenn du Verantwortung übernimmst, sollst du die Antwort nicht scheuen.
Damit möchte ich sagen: Alles, was wir in unserem Leben tun, hat eine Wirkung und diese Wirkung kommt quasi als Antwort vom Leben wieder zu uns zurück. Davor können wir uns nicht drücken.
Denn oft hat auch Nichts-tun seine Folgen. Verantwortung heisst, dass wir uns jederzeit entscheiden können, wie wir handeln möchten. Das bedeutet viel mehr Freiheit als die Übernahme von Schuld. Aus dieser Perspektive ist es viel einfacher, aus den eigenen Fehlern zu lernen und an sich selbst zu arbeiten.
Ich hoffe, ich konnte dich mit meinem Text inspirieren. Hast du Anregungen oder eine Frage an mich? Dann schreib mir doch einen Kommentar!
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